Uff. Habe diesen Satz neulich im Kontext einer Seite für Motivational Quotes gelesen. Und seitdem lässt er mich nicht mehr los. Habe da mehrere Gefühle zu, deswegen starte ich mal mit den guten:
Wenn dieser Satz in jeglicher Form von Beziehungen, und vor allem im Arbeitskontext zwischen Kolleg*innen und/oder Führungskräften, dazu führt, dass diese ehrlich einander mehr wertschätzen und anerkennen für deren Leistungen und Mensch-Sein: MEGA!
Aber... Was ist, wenn Wertschätzung und Anerkennung dazu genutzt werden, um Menschen dauerhaft Extrameilen rennen und Arbeiten erledigen zu lassen, um persönlich einen Vorteil zu erzielen? Ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse des Gegenübers?
Fangen wir mal damit an, warum Wertschätzung und Anerkennung so ein großes Thema sind. Letztlich zielen diese unter anderem nämlich auf ein psychologisches Grundbedürfnis des Menschen ab: Bindung. Und irgendwie auch Lustgewinn und Selbstwert. Damit wären es schon drei von vier psychologischen Grundbedürfnissen.
Zusätzlich ist Anerkennung und Wertschätzung auch eine der Säulen der Burnout Prävention - im positiven Kontext verwendet, versteht sich.
Sprich, wenn wir Menschen ausreichend Anerkennung und Wertschätzung erhalten, reduziert das im besten Fall unser Stressempfinden und stärkt unser Selbstwertgefühl. Es kann Lustgewinn (z.B. Freude) erzielen. Und vor allen Dingen fühlen wir uns in den meisten Fällen mit den Menschen, die uns ausreichend schätzen, verbunden. Wir gehören dazu, haben unser Rudel erweitert und werden in der Höhle nicht alleine kämpfen, wenn der Säbelzahntiger kommt ;-)
Mit diesem Hintergrund ist es aus meiner Sicht total nachvollziehbar, dass Menschen für Anerkennung und Wertschätzung gerne die Extrameile gehen. Und leider habe ich oft erlebt und beobachtet, dass in zwischenmenschlichen Beziehungen
Anerkennung und Wertschätzung oft dazu benutzt werden, um sich selbst mehr Leichtigkeit zu verschaffen. Ich würde so weit gehen, dies Manipulation zu nennen.
Mal ein paar Beispiele
Vielleicht klingen die Beispiele sehr harmlos. Auf Dauer lernen wir Menschen aber, dass wir dadurch andere dazu bringen, mehr zu tun als sie eigentlich aus eigener Initiative wollen. Und bei denen, die mehr tun wird auf Dauer sichtbar, dass die Grenze zwischen der Extrameile und dem Marathon im Hamsterrad ganz leicht verschwimmt.
Was kannst Du also tun, um es besser zu machen wenn Du etwas von einem anderen Menschen brauchst?
Was kannst Du tun, um auf Dich zu achten, wenn Du oft im Gefallen gebeten wirst?
Spezieller Fall: am Arbeitsplatz.
Hier kann noch on top dazukommen, dass Menschen in Positionen "gepresst" werden, die eben erfüllt oder ausgefüllt werden müssen. Über Anerkennung und Wertschätzung klappt das scheinbar deutlich günstiger, schneller und einfacher als wenn man vorher prüft, wer
an der Aufgabe hat.
Dauerhaft macht es sich allerdings bezahlt, die Menschen zu fragen und einzusetzen, die das nicht nur über viel Aufwand "irgendwie gerade so" können, sondern die dazu spezielle Fähigkeiten und auch Spaß daran haben. Denn auf längere Zeit über 100% zu laufen erzeugt Stress und Stress macht auf lange Sicht krank.
Als Beispiel: wenn ein Fußballclub eine Anfrage für ein gemeinsames Projekt stellt, frag doch mal die Mitarbeiter*innen, die ein allgemein hohes Interesse an dem Club, der Sportart und / oder das notwendige Know How zur Erledigung der Aufgabe mitbringen.
Merke Dir, dass nicht jeder alles können muss. Kein Fisch wird daran gemessen, wie gut er auf einen Baum klettern kann. Und im Kontext zum Arbeitsplatz wird ganz oft davon ausgegangen, dass "jeder halt alles ein bisschen" können muss oder soll. Und mit den richtigen Worten, bringt man doch am Ende vielleicht jeden dazu, sich da mal rein zu fuchsen.
Oder vielleicht doch eher dazu, zu kündigen?